15 Mai 2007

Bundesregierung sagt Fettleibigkeit den Kampf an


Ernährungsbedingte Krankheiten sollen eingedämmt werden

Fettleibigkeit ist in Deutschland mehr und mehr ein Problem. 37 Millionen Erwachsene und ungefähr zwei Millionen Kinder sind laut der Bundesregierung übergewichtig und fettleibig. 45 Prozent der Erwachsenen sind körperlich nicht aktiv genug.

Falsche Ernährung ist nicht nur für Betroffene langfristig ein Problem. Durch ernährungsbedingte Krankheiten entstehen jährlich Kosten in Höhe von 70 Milliarden Euro, die das Gesundheitswesen belasten. Die Bundesregierung hat daher jetzt ein neunseitiges Eckpunktepapier herausgegeben, mit dem bis 2020 das Ernährungs- und Bewegungsverhalten der Bevölkerung tiefgreifend verbessert werden sollen.

Wichtige Bestandteile des Programms sind eine verbesserte Aufklärung und bessere Kennzeichnung der Lebensmittel. Produktinformationen auf dem Lebensmitteletikett sollen dem Verbraucher eine gesunde Ernährung erleichtern. Der Plan beinhaltet auch eine verbesserte Versorgungssituation in Kantinen, Krankenhäusern, Seniorenheimen und ähnlichen Orten. Die Regierung will sich außerdem zusammen mit den Ländern, Kommunen und Sportverbänden für mehr Bewegung im Lebensalltag einsetzen, zum Beispiel in Form von Spielplätzen, Fahrradwegen und Parks. Wichtig ist dabei die Erkenntnis, dass gesundes Essverhalten immer mit körperlicher Bewegung einhergehen sollte. Aber auch Probleme wie Magersucht bei jungen Frauen durch falsche Schönheitsideale sollen durch das Programm in Angriff genommen werden.

Udo Pollmer, der wissenschaftliche Leiter des Europäischen Instituts für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften, kritisiert das Eckpunktepapier der Regierung. Seiner Ansicht nach haben alle Maßnahmen zur Kalorienverminderung, egal ob durch fettarmes Essen, durch Diäten oder durch Angst vor dem Teller doch nur das Übergewicht verstärkt. Das Essverhalten über den Verstand zu steuern, sei unmöglich. Dass Deutsche die fettleibigsten Europäer seien, halte er auch für maßlos übertrieben. Damit würde man nur versuchen, den Menschen Angst einzujagen.

1 Kommentar:

V O R L E S E R hat gesagt…

Die meisten von uns wissen zu wenig über die Zusammenhänge von Ernährung, Denkgewohnheiten, Wohlbefinden und Gesundheit. In der Fülle der Auswahl an Konsumgütern und Diensten ist es schwer zu durchschauen, was Körper und Geist wirklich benötigen. Ursprünglich sagt der menschliche Instinkt, was er an Essen benötigt, sowohl im Hinblick auf die Menge als auch auf die Qualität der Nahrung. Unser Gespür ist heute allerdings weitgehend verkommen und führt uns vielleicht in die Filiale einer Fastfood-Kette, weil wir andauernd zu viele künstliche Lebensmittel essen und unseren Hunger nicht geduldig genug abwarten. Wir haben keinen Zugang mehr zu unseren eigentlichen Ernährungsbedürfnissen und sind wenig geöffnet für die Signale unseres Hungers.

Die Verkrampfung im Essverhalten zeigt sich sicherlich beim Popcornknabbern im Kino oder beim Biertrinken in Gesellschaft, aber auch im Versuch sich irgendwelchen einseitigen Diäten oder Ernährungsregeln zu verschreiben, die wir nur ein paar Wochen durchhalten, um dann wieder maßlos und unkontrolliert sein zu dürfen. Nicht dass Schokolade oder Fleischverzehr richtig oder falsch wären, entscheidend ist: sie werden nicht mehr spontan, nach ursprünglich körperlichem Bedürfnisempfinden getroffen, sondern sind von psychischen Defiziten beeinflusst. So fehlt es an Kontinuität und Ausgewogenheit in der Ernährungsweise. Was der Körper tatsächlich braucht, was ihn nährt und gesund erhält, bekommt er in den meisten Fällen zu wenig, zuviel dafür von dem, was er nicht braucht und was ihn krank macht. Diäten sind das Symbol der Essabhängigkeit einer ganzen Gesellschaft und Indiz dafür, dass Essen zu etwas dienen soll, was es eigentlich gar nicht ist: Geselligkeit, Genuss, Unterhaltung, Zeitvertreib, Ersatzbefriedung für fehlende Zuwendung usw.. Auch im Bereich der Ernährung finden die Bedürfnis-vergrößerung und Irritation aus Grundbedürfnissen durch Werbung statt. Allein die Tatsache, dass Lebensmittel und natürlich vor allem vermeintliche Lebensmittel beworben werden, zeigt uns sowohl die Abweichung aus dem Notwendigen, wie auch den Grad unserer Akzeptanz von Unsinnigem.
Zitat aus: Bistdufrei.de - Bedienungsanleitung für die persönliche (R)Evolution


Herzliche Grüße Martin Fickinger

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