10 Dezember 2006

Macht Eitelkeit blind für politischen (braunen) Mist?

Prominente gehen falscher Nazi-Akademie auf den braunen Leim

Sagte zu:Dieter Bohlen

War es Eitelkeit, politische Naivität oder Schlimmeres? Das Magazin "Tempo" hat für seineeinmalige Comeback-Ausgabe ein entlarvendes Experiment gewagt: Die Redaktion erfand eine rechtsextreme "Deutsche Nationalakademie" und bot 100 Prominenten aus Wirtschaft, Politik, Sport und Kultur die Ehrendoktorwürde an.

Bohlen war begeistert

Brisant: Das Anschreiben enthielt zahlreiche Originalzitate aus Hitlers "Mein Kampf". So heißt es u.a.: "Eine Weltanschauung, die bestrebt ist, unter Ablehnung des demokratischen Massengedankens, dem besten Volk die Erde zu geben, muss auch innerhalb dieses Volkes wieder dem gleichen aristokratischen Prinzip gehorchen und den besten Köpfen die Führung und den höchsten Einfluss im betreffenden Volk sichern." Außerdem fanden sich auf dem Bogen programmatische Aussagen der NPD.

14 Prominente sagten sofort begeistert zu!

Hit-Produzent Dieter Bohlen (52) war einer der ersten, ließ ausrichten, er würde "sehr gern an der Zeremonie teilnehmen". Auch Schauspieler Fritz Wepper (65) erklärte, er sei "überrascht und geehrt". Für die Verleihung wollte er sogar Dreharbeiten in der DomRep unterbrechen. 30 lehnten ab, viele davon, etwa Michael Schumacher (37) und Franz Beckenbauer (61), lediglich aus Termingründen. Nur wenige durchschauten die Aktion. CDU-Kulturexperte Christoph Stölzl (62) sagte deutlich ab: "Da ich mich aus dem vertrauten Haus unseres Grundgesetzes nicht fortbegeben möchte, bitte ich Sie, von der Angedachten, mir durchaus zweifelhaften Ehre einer Dr. h.c.-Würdigung abzusehen.

"Was lehrt das Experiment?

"Tempo"-Chefredakteur Markus Peichl zur B.Z.:"Es sollte uns sehr bedenklich stimmen, dass etwa 30 Prozent derangeschriebenen Prominenten nicht merkten oder nicht merken wollten,dass es sich bei der Ehrung um rechtsradikales Gedankengut handelte.Manche haben es sogar deutlich unterstützt."

Quellenangabe: http://www.bz-berlin.de/aktuell/news/061208/nazi.html

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1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Diesen Beitrag finde ich besonders Lesenswert! Ein Dankeschön auch an die Erfinder dieses fingierten Briefes. Es müsste noch viel mehr solcher Aktionen geben. Wirklich viel mehr. Das ist mehr wert wie 100 Diskussionen mit erhobenen Zeigefinern. Und über das Resultat bin ich nicht überrascht. Wir leben nunmal in Zeiten wo Moral kaum eine Rolle mehr spielt. Ich denke mal, dass es vielen Leuten nicht einmal aufgefallen ist worum es bei dieser fingierten Akademie überhaupt geht. Leider sind sehr viele der Oberschichtenmenschen nur an Ruhm, Karriere und Geld interessiert. Und immer schön in der Öffentlichkeit zu stehen. Da kommt doch ein Ehrendoktortitel gerade recht. Und genau aus dem gleichen Grund fällt die Oberschicht zu mindestens 70 % weg, wenn es um soziale Diskussionen geht, da sie die Märchen des Aufschwungwunders Deutschlands nur zu gerne glauben und nicht einmal wissen, dass es zwar angeblich nur 4 Millionen Arbeitslose gibt, tatsächlich aber allein schon fast 8 Millionen Menschen Hartz IV beziehen und nach halbwegs seriösen Schätzungen etwa 11 Millionen Menschen insgesamt in Deutschland Anspruch auf Hartz IV haben.

Einige der Leute, die lediglich aus Termingründen abgesagt haben werden dies aber (hoffentlich) aus taktischen Gründen gemacht haben. Warum muss man denn auch einer Rechtsaußenakademie einen Brief zurückschreiben und diese unbelehrbaren darüber belehren, dass man eine andere Meinung wie diese fiktive Akademie vertritt. Gäbe es die Akademie wirklich, dann wäre es nur verschwendetes Papier. Eine Auseinandersetzung oder Missionierungsversuche bringen doch nichts. Und um nicht Gefahr zu laufen auf eine schwarze Liste gesetzt zu werden ist es durchaus möglich einfach aus Termingründen abzusagen. Darin sehe ich auch nichts feiges. Wichtig ist doch dort positiv zu wirken wo man den Rechten den Boden wegnehmen kann so dass ihre Saat nicht aufgeht. Und vielleicht nicht immer mit dem Argument "Rechts ist böse" sondern durch bessere Alternativen und Tatkraft um machbare Problemlösungen für Gesellschaftsprobleme anzugehen. Das sollte sich der Kreistag im Odenwald auch einmal überlegen statt über die Beflaggung von Schulen zu sprechen oder die üblen Hartz-IV-Gesetze im Odenwald aufs verschärfste umzusetzen und die arbeitssuchenden Bürger zusätzlich mit Hürden zu blockieren bis sie krepieren. So ein Kreistag wie wir ihn im Odenwald haben, das ist ein gefundenes Fressen für Rechte. Denn wo es keine gelebte Demokratie gibt, da braucht sie nicht mehr zerstört zu werden.