18 August 2005

Die politische Realität...

Die politische Realität übertrifft doch in vieler Hinsicht die alberne Fiktion des palavernden Pöbels, zu dem auch ich mich lieber geselle als zu denen, die sich derzeit als Herrenmenschen-Politelite gebärden und sich umso kompetenter und moralischer fühlen, je mehr sie anderen das Fell über die Ohren zu ziehen wünschen. Eines muss hier mal ganz klar gesagt werden: Seit 1985 machen wechselweise die etablierten Parteien die Politik und immer weniger die Bürger. Ganz allein an ihm kann es also wohl nicht liegen, wenn hier angeblich alle Stricke reißen und Niemand mehr des Knüpfens mächtig ist.

Mich erinnert dieses Getue vielmehr an die Ticks gewisser Damen, die in ihren Familien mit hysterischer Energie den Ton angeben und alles dadurch entstehende Ungemach ihren Gatten andichten, der überhaupt nicht mehr zu Worte kommt, der sich aber nie zu wehren traut, denn sonst würde Madame komplett ausrasten und der Schaden wäre doppelt hoch. Zu solchen Szenarien kommt es sehr früh in einer Beziehung, wenn beide versuchen, ihre Grenzen abzustecken und einer dabei keine findet.

Genau dieses ist das derzeitige Gehabe der neoliberalen Schickeria. Entweder alle kuschen oder es wird gezankt, wer nun wann wem seine Bonusmeilen benutzt oder auch ne Freundin mit einer BW-Maschine besucht hat. So drückt man ein Volk in die Asche aber löst keine Arbeitsplatz- oder Schuldenprobleme.

Der Staat schafft keine Arbeit, der Arbeiter verdient nichts mehr und schafft keine Steuern, die Wertschöpfer ziehen die Mittel immer frecher aus dem System. Unvermeidbare Aufgaben wie Gesundheit, Bildung und Soziales versinken im Zwielicht, wenn man die ständig steigenden Medikamentenkosten oder die absurd hohen Kosten für die Altenpflege und -unterbringung beleuchtet etc.. Die Neoliberale Kaste an sich erweist sich mehr und mehr als angeblich merkbefreit und dennoch als äußerst effizient in der Durchsetzung ihrer Ziele. Der Grunddefekt des "Pöbels" besteht darin, dass er immer noch so tut, als sei der jetzige Zustand nicht von irgendwem gewollt sondern genau das Gegenteil. Je mehr er sich zwecks Rettung abstrampelt, desto tiefer zieht es ihn in den Schlick.

Ich persönlich wundere mich schon, wie verschiedene Damen und Herren diesen Karren aus dem Dreck zu ziehen gedenken, indem sie ausgerechnet die permanent scheiternden Methoden der Vergangenheit bemühen. Das Grundübel der Nation manifestiert sich durch folgenden Kindervers: "Du sollst es einmal besser haben"! Auf Ökonomiedeutsch: Ständiges Wachstum! Hierin spiegelt sich die Unzufriedenheit einer Hochkultur wieder, welche alles Mögliche sein kann, nur eben nicht ruhig und zufrieden.

Schau dir die Türken, Italiener, Perser und sonst wen in Deutschland an: Wenn man sie nicht provoziert, sind sie in der Regel auch hervorragend zu genießen. Stößt Du aber auf einen dieser unzufriedenen Deutschen Herrenmenschen, kommen nur noch Drohungen, Anweisungen, Imponiergehabe, etc. Es gibt kein moralisches Sicherheitsnetz für schlechtes Benehmen. Dabei besteht überhaupt keine Gefahr. Man kann einfach nicht anders. Und ich gebe zu: Mir geht es teilweise genauso, nur: Ich lebe hier nun mal.

Respektive ist es so, wenn ich morgens in den Spiegel schaue, bin ich zwar derzeit nicht zufrieden mit der Gesamtsituation in diesem Land, nein, wirklich nicht. Aber ich mach das Beste draus und lass mich nicht auf das Niveau herab, immer nur andere in die Verantwortung zu nehmen, wie es derzeit ja modern ist…

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